Samstag, 16. Februar 2013

Abschreiber, Kopierer & Nationalsozialisten

Unter Langeweile, autoaggressiven Tendenzen und mittelschweren Wahnvorstellungen scheint die Redaktion des Tagesspiegel zu leiden, veröffentlichte sie doch jüngst nicht nur eine erstaunliche General-Leugnung (1) nahezu aller handfesten Skandale des letzten Jahrzehnts und unterstreicht damit den Eindruck, sie ist unter Führung Giovanni di Lorenzos jeder Wirklichkeit entrückt und in eine Art dekadenten Dämmerschlafs verfallen, der sie jede noch so alberne Ente veröffentlichen lässt, was nicht nur ein verheerendes Licht auf ihr journalistisches Ethos wirft, sondern auch auf erhebliche Mängel in der fachlichen Führung dieser seltsamen Polit-Postille schließen lässt:

"Deutschland hat kaum echte politische Skandale. Aber Hand aufs Herz: Eigentlich wollen wir mehr, oder?"
Mit diesem Geschwätz, das schon für sich genommen zu den einleitenden Wertungen zwingt, leitete Anna Sauerbrey einen Rundumschlag ein, in dem sie nicht nur falsche Angaben zum Dissertationsbetrug Anette Schavans oder zu den Gründen des Rücktritts Guttenbergs macht, der von ihrem Herausgeber nach wie vor in blinder Vasallentreue unterstützt wird, sondern gleichsam alle Skandale dieses Jahrhunderts leugnet und banalisiert, um in alberner Rhetorik mehr zu fordern:

"Eigentlich wollen wir mehr, oder? Seit Jahren werfen investigative Journalisten neiderfüllte Blicke über die deutsch-französische Grenze ..."
Der Frau kann geholfen werden. Zuvor ist allerdings die Frage in den Fokus zu rücken, wen die für diesen auch in der New York Times veröffentlichten Pamphlet verantwortliche Autorin mit der Bezeichnung "investigative Journalisten" meint. Sie und ihre Kollegen vom Tagesspiegel jedenfalls haben sich in der jüngeren Vergangenheit häufiger noch unter dem Niveau einer Schülerzeitung bewegt, und können angesichts ihrer regelmäßigen Fehlleistungen nicht mal glaubwürdig vertreten, auch nur Bekanntschaften mit tatsächlich investigativen Journalisten zu pflegen.

Das folgende Beispiel soll zeigen, wie investigative Recherchen aussehen und wie nicht: Am 3. Juli des vergangenen Jahres erschreckte Georg Mascolo, der schon unter Stefan Aust für frei erfundene Horror-Geschichten aus dem Iran verantwortlich zeichnete, die Leser des ehemaligen Nachrichten-Magazins Der Spiegel mit der Behauptung (2), der Iran habe einen Raketentest durchgeführt und über den Sender Press TV verkündet, nun auch Israel treffen zu können. Von 1.300 Kilometern Reichweite ballistischer Raketen des Typs Shahab 3 sei die Rede, gab sich der Spiegel kundig:

"Der Fernsehsender zitierte den Vizekommandeur der Revolutionsgarden, Hossein Salami, mit den Worten, dass dies eine Vergeltungsmaßnahme für die Feinde Irans sei, die einen Militärschlag als möglich bezeichneten. Israel fühlt sich durch das iranische Atomprogramm besonders bedroht und hält sich einen Militärschlag offen."
Wie der folgende Screenshot belegt, gefielen sich die Kollegen vom Tagesspiegel darin, diese Meldung sogleich wortwörtlich abzuschreiben, um es durch diesen investigativen Akt dem vom Herausgeber Giovanni di Lorenzo verehrten Ex-Minister Guttenberg und der von der Autorin im hier angegriffenen Text so ungeschickt wie vehement verteidigten Ex-Ministerin Schavan gleichzutun:



Ein bemerkenswertes Bild, das ich unter dem Titel: "Einlauf der vier Grazien" sicherte, um die investigativen Leistungen der Kollegen von Frau Sauerbrey würdigend darstellen zu können.

Die so einvernehmlich von Tagesspiegel, Handelsblatt, Spiegel und Wirtschaftsblatt wiedergekäute Meldung enthielt diverse Schönheitsfehler. Zum einen entsprang sie einer Agenturmeldung des Jahres 2008, war zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung also immerhin bereits ganze vier Jahre alt, zum anderen gab es 2012 zwar Manöver, anlässlich derer auch diverse Raketen getestet wurden, doch wurde dazu erstens von Press TV nichts mit Bezug auf Israel vermeldet, und zweitens schon gar nicht auf Basis einer zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr aktuellen Reichweite von 1.300 Kilometern, die tatsächlich mit inzwischen 2.000 Kilometern um einiges höher ausfällt.

Auch zu den Guttenbergs sind die Angaben des Tagesspiegel eher irreführend.

So verbreitete das Blatt, dessen Autorin ihren Neid auf "investigative Journalisten" offenbar nicht unter Kontrolle hat, unter dem Titel "Die Verpflichtung des Adels" am 11. Februar 2009 (3) das vom Selbstdarsteller Guttenberg ungeniert gestreute Ammenmärchen, sein Großonkel Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg sei während der NS-Ära im Widerstand gewesen.

Aus den wenigen überlieferten Dokumenten im Privatarchiv der Familie ergibt sich ein anderes Bild. Danach verfertigte der angebliche Widerstandskämpfer, der sich in den 20er Jahren durch Wahlkampfaktivitäten für Adolf Hitler einen Ruf als Nazi erworben hatte, Vernehmungsprotokolle für den Leiter der Gruppe E (Polizeiliche Spionageabwehr) des Amtes IV (Gegnererforschung und -bekämpfung) des Reichssicherheitshauptamts, SS-Standartenführer Walter Huppenkothen, der bei der Zerschlagung des Widerstands nach dem Attentat vom 20. Juli eine maßgebliche Rolle spielte:
"Das dritte Schriftstück ist ein Verhörprotokoll aus der Haft, das er im Jahre 1944 für Kommissar Walter Huppenkothen anfertigte." (Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg: 1902-1945; ein Lebensbild von Maria Theodora von dem Bottlenberg-Landsberg, S. 18)
Unter dem Titel "Die Guttenberg-Springer-Connection" (4) hielt ich dem kopiersüchtigen Freiherrn mit dem fantasievoll ausgeschmückten Lebenslauf und der mehr als obskuren Verwandtschaft - sein Großvater, ein gerichtsbekannter Antisemit, war im Widerstand gegen die Brandtsche Ostpolitik - am 26. Februar 2011 neben der Aufdeckung der Aktivitäten eines im Berliner Hauptstadtbüro der Bild beschäftigten Onkels, der systematisch eine journalistische Seilschaft um sich herum aufgebaut hatte, die Verstrickungen seiner Familie in die Organisation des Nationalsozialismus - Georg Enoch und Karl Ludwig Freiherren von und zu Guttenberg waren Mitglieder der u. a. für die Verbreitung gegen die Weimarer Republik gerichteter Propaganda verantwortliche Organisation Gäa (5) - vor:
"Karl-Theodor zu Guttenberg steht im Rampenlicht. Andere Mitglieder der Familie Guttenberg stehen eher hinter der Bühne und bedienen die Scheinwerfer, um ihn ins rechte Licht zu rücken.

Zu den weniger bekannten Verwandten gehört Karl Ludwig Baron von und zu Guttenberg, geboren am 27. Oktober 1968 als Sohn von Johann Berthold Baron von und zu Guttenberg, geboren am 23. September 1937 als Cousin ersten Grades des Großvaters des amtierenden Verteidigungsministers Karl-Theodor.

Im Auszug aus der Genealogie derer zu Guttenberg bei Wikipedia taucht der Mann unverständlicherweise nicht auf, obwohl es sich ohne jeden Zweifel um den Großonkel unseres von der Bildzeitung schon beinahe zum zukünftigen Bundeskanzler hochgeschriebenen Kulmbacher Kreisrats handelt.

Interessant ist der berufliche Werdegang dieses Großonkels: Axel Springer AG, BILD Bundesredaktion Hamburg; Bauer People Magazine KG InTouch, Hamburg; Plus 3 AG, Hamburg; Dubbels & Guttenberg GmbH, Hamburg; Initiative Media, Hamburg; Burda Verlag (Die Bunte), München; Team/BBDO, Düsseldorf; Heye & Partner, Ottobrunn.

Derzeit ist er stellvertretender Chef vom Dienst in der Bundesredaktion der Bild. Nebenberuflich führt er als geschäftsführender Gesellschafter diverse PR- und Werbeagenturen, und beschäftigt sich mit so interessanten Dingen wie Viral Marketing, Social Media Optimizing, Reputation Management, Engagement Kommunikation, Web 2.0 Marketing, Buzz-Marketing, und dergleichen.

Privat interessieren ihn Brainpools, Oldtimer, Antiquitäten, Jazz und Familie, sagt er. Sein Großonkel Georg-Enoch zu Guttenberg ist der Urgroßvater seines Großneffen Karl-Theodor, den er nun zum Kanzler hochschreiben möchte, und versuchte 1920 die Weimarer Republik durch den sogenannten Kapp-Putsch zu beseitigen. Die Motivation für diesen Putsch bezog er aus den Schriften seines Großvaters Karl Ludwig zu Guttenberg, der offenbar durch eine Art virales social Marketing und Reputation Management zum Widerständler hochstilisiert wird. 1919 schuf Georg Enoch zu Guttenberg u. a. mit der Niederschlagung der Münchner Räterepublik die Voraussetzungen für den Aufstieg Adolf Hitlers."
Am 1. März trat der Minister zurück, nachdem ich auf öffentliche Drohungen seines fruchtlos dementierenden Onkels nicht reagierte. Der adlige Erbe einer hochbelasteten Familie wurde umgehend durch einen ebenso adligen Spross einer ebenfalls belasteten* Familie ersetzt, als hätten die Vertrauten Hitlers einen unantastbaren Erbanspruch auf die Verfügung über deutsche Truppen.

So besteht der tatsächliche Skandal vor allem darin, dass sich Journalisten willig vor den Karren eines Geld- und Erbadels spannen lassen, dessen politische Dominanz erheblichen Anteil daran hatte, drei aufeinanderfolgende deutsche Staaten zu ruinieren, und aktiv an der propagandistischen Vernebelung des ungebrochenen Einflusses eben dieser Kreise beteiligen, deren jeweilige Interessenlage die öffentliche Meinung in der Bundesrepublik nach Belieben dominiert.

So erklärt sich die simple wie dauerhafte Orientierung der deutschen Außenpolitik: Der Feind steht im Osten. Mit seiner Denunziation steht und fällt die Staatsräson. Getreu dem wilhelminischen Paradigma: Der slawische Untermensch ist der europäischen Herrschaftsordnung suspekt.

Im Schatten des Antikommunismus vorübergehend dem Anschein nach aus der öffentlichen Wahrnehmung entschwunden feiert es fröhliche Urständ, wann immer unter dem Banner des Kampfes um Freiheit der Despot des Tages zu küren ist. Die Presse leistet ihren Anteil, informiert uns über die Anmaßung slawischer Richter tatsächlich ihres Amtes zu walten, und beteiligt uns am Martyrium handverlesener Angeklagter, während sie die Verfolgung von Hexen und Apostaten in Saudi-Arabien ebenso ignoriert wie die zu Hunderten in der Türkei inhaftierten Kritiker Erdoğans.

Für "investigative Journalisten" gäbe es also sicher genug zu tun. Unter einem Herausgeber wie Giovanni di Lorenzo aber, der als Chefredakteur der Zeit den wohl extremsten Rechtsruck zu verantworten hat, den jemals eine deutsche Zeitung durchlaufen hat, wird es dafür wohl wenig Gelegenheiten geben. Da muss man dann eben für billige Dissertationsbetrüger noch billigere Rechtfertigungen und Beschönigungen verfassen oder die Legende vom Widerstand im Reichssicherheitshauptamt aufwärmen, um es sich mit dem Herausgeber nicht zu verscherzen.

* Ulrich de Maizière genoss das Vertrauen des Führers, was ihn offenbar für Führungsfragen der Landesverteidigung im Führungsstab der Bundeswehr qualifizierte, wo er maßgeblich an der Entwicklung des Führungsprinzips der Bundeswehr beteiligt war, d. h. dafür verantwortlich zeichnet, dass die Truppe widerspruchslos Befehle befolgt, zu deren Erteilung der Verteidigungsminister nach den Bestimmungen des Grundgesetzes auch mit Zustimmung des Parlaments nicht befugt ist.


1) Tagesspiegel: Anna Sauerbrey über Treten und Zurücktreten
2) Spiegel: Machtdemonstration
3) Tagesspiegel: Adelspflichten
4) Die Guttenberg-Springer-Connection (gespiegelt incl. Guttenbergs Antwort)
5) Wikipedia: Organisation Gäa

Dienstag, 12. Februar 2013

Der undeutsche Benedikt oder: Ratzingers Steuerflucht

An den Titel der Bildzeitung „Wir sind Papst“ (1), erinnert der Tagesspiegel anlässlich des überraschenden Rücktritts Joseph Aloisius Ratzingers vom Amt des Oberhaupts der katholischen Kirche und des Vatikanstaats, das der vermeintliche deutsche Staatsbürger unter dem Namen Benedikt XVI. ausübte, ohne tatsächlich im Besitz der deutschen Staatsangehörigkeit zu sein.



Nachdem Gerüchte um zu seinem Vorteil getätigte verwaltungsrechtliche Unterlassungen des am 19. April 2005 zum 265. Papst gewählten Kardinals Ratzinger die Runde machten, richtete MdB Christian Ströbele im November desselben Jahres eine schriftliche Anfrage an die Bundesregierung, um die aufgeworfene Frage nach der Staatsangehörigkeit des Papstes zu klären (2).

Unter Verweis auf eine falsche Behauptung der katholischen Nachrichtenagentur KNA, der zufolge Kardinal Ratzinger die vatikanische Staatsangehörigkeit mit seiner Ernennung zum Papst einhergehend erhalten und nicht selbst beantragt habe, erklärte das Bundesministerium des Inneren daraufhin wahrheitswidrig, die in §25 des Staatsangehörigkeitsgesetzes geregelte Rechtsnorm greife in diesem Falle nicht, da sie nur für aus eigenem Antrieb erlangte Staatsangehörigkeiten gelte:

(1) Ein Deutscher verliert seine Staatsangehörigkeit mit dem Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit, wenn dieser Erwerb auf seinen Antrag oder auf den Antrag des gesetzlichen Vertreters erfolgt, der Vertretene jedoch nur, wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter denen nach § 19 die Entlassung beantragt werden könnte. Der Verlust nach Satz 1 tritt nicht ein, wenn ein Deutscher die Staatsangehörigkeit eines anderen Mitgliedstaates der Europäischen Union, der Schweiz oder eines Staates erwirbt, mit dem die Bundesrepublik Deutschland einen völkerrechtlichen Vertrag nach § 12 Abs. 3 abgeschlossen hat.

(2) Die Staatsangehörigkeit verliert nicht, wer vor dem Erwerb der ausländischen Staatsangehörigkeit auf seinen Antrag die schriftliche Genehmigung der zuständigen Behörde zur Beibehaltung seiner Staatsangehörigkeit erhalten hat. Hat ein Antragsteller seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland, ist die deutsche Auslandsvertretung zu hören. Bei der Entscheidung über einen Antrag nach Satz 1 sind die öffentlichen und privaten Belange abzuwägen. Bei einem Antragsteller, der seinen gewöhnlichen Aufenthalt im Ausland hat, ist insbesondere zu berücksichtigen, ob er fortbestehende Bindungen an Deutschland glaubhaft machen kann.

(3) (weggefallen)
Tatsächlich hatte Joseph Ratzinger in einem Gespräch mit dem bekannten Papst-Biografen Andreas Englisch vor laufender Kamera erklärt, die vatikanische Staatsangehörigkeit beantragt zu haben, wie es Kardinälen vom Vatikan freigestellt wird, und verwies auf damit einhergehende Steuervorteile.

Im Bild: Whistleblower A. Englisch (links) küsst Steuersünder J. Ratzinger (rechts)

Damit greifen die Vorschriften des Staatsangehörigkeitsgesetzes, die eine automatische Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit festschreiben, sofern nicht vor dem Erwerb einer ausländischen Staatsangehörigkeit eine Genehmigung zur Weiterführung der deutschen Staatsangehörigkeit nach §25, Abs. 2 beantragt wird. Diesen Antrag hat Joseph Ratzinger nicht gestellt, und so ist seine deutsche Staatsangehörigkeit bereits vor Jahrzehnten erloschen.

Nichtsdestotrotz versuchen papsttreue Untertanen den Steuerflüchtling mit bisweilen abenteuerlichen Konstrukten vor den Folgen der eigenen Spitzbübigkeit zu bewahren, und die bekannten Fakten zu leugnen. So wird vom Bundesministerium des Inneren von einem angeblichen Gewohnheitsrecht vatikanischer Staatsbürger gesprochen, das Rechtsstaatsprinzip zu umgehen und sich auf die Duldung durch ähnlich rechtsstaatsfeindlich orientierte Staatsdiener zu verlassen.

Weniger untertänigen Mitbürgern ist die Doppelmoral ein Dorn im Auge, mit der dem katholischen Klerus in Deutschland Extrawürste gebraten werden, die von der arbeitsrechtlichen Duldung des offenen Bruchs der Bestimmungen des westfälischen Friedens durch Unterorganisationen der katholischen Kirche als Arbeitgeber über die organisierte Strafvereitelung bei Missbrauchsfällen bis hin zu rechtswidrigen Anweisungen zur Begehung des Straftatbestandes der unterlassenen Hilfeleistung in von Mitteln der öffentlichen Hand betriebenen katholischen Kliniken reichen.

Protestanten irritiert darüber hinaus die von Bundespräsident Joachim Gauck von seinen Vorgängern übernommene Unsitte, dem vatikanischen Staatsoberhaupt mit der Anrede "Heiliger Vater" anstelle der protokollarisch üblichen Anrede "Exzellenz" zu begegnen, und damit in seiner Funktion als Repräsentant des deutschen Staates und seiner Bevölkerung den seit der Reformation zurückgewiesenen Führungsanspruch des Vatikans für ihm nicht unterstehende christliche Glaubensgemeinschaften zu bestätigen, wodurch nicht nur das Protokoll gebrochen wird.

1) Wikipedia: Wir sind Papst!
2) Rheinische Post: Entwarnung
3) Staatsangehörigkeitsgesetz: §25

Mittwoch, 2. Januar 2013

Saudischer Hassprediger Al-Arifi illegal eingesickert

Am 13. Dezember erteilte das Schweizer Bundesamt für Migration dem saudischen Prediger Muhammad al-Arifi ein Einreiseverbot mit Wirkung für den gesamten Schengen-Raum (1). Das Schweizer Fernsehen SRF zitierte die Begründung wie folgt:
"Er ist eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung"

Arifi, der im Sommer mit flammenden Reden zum heiligen Krieg in Syrien aufgerufen hatte, macht seit mehreren Jahren immer wieder durch außergewöhnliche Standpunkte von sich reden. Seine Empfehlungen zum Verprügeln unbotmäßiger Ehefrauen, die im arabischen Fernsehen ausgestrahlt wurden, machten den erklärten Antisemiten, der auch schon mal Vorträge über den bösen Blick hält, in deren Folge saudische Frauen enthauptet werden, und mit regelrechten Promotion-Tourneen für seinen Aberglauben wirbt, der auch in der muslimischen Welt umstritten ist, in aller Welt bekannt.

Wie inzwischen bekannt wurde, hielt der Prediger gestern einen Vortrag in Mainz, und will heute Nachmittag um 17:45 auf einer Veranstaltung der Berliner Al-Nur Moschee öffentlich auftreten, die bereits vor einigen Wochen angekündigt wurde. Arifi befindet sich illegal in der Bundesrepublik und ist offenbar mit einem durch die Schweizer Entscheidung aufgehobenen Visum durch die Kontrolle geschlüpft. Die Berliner Polizei wurde verständigt, und die Bundespolizei in Kenntnis gesetzt.

Das Auswärtige Amt erklärte, sich der Angelegenheit anzunehmen. Arifi, der Berichten aus seinem persönlichen Umfeld zufolge mit dem saudischen Königshaus in Konflikt geriet, das sich durch seine offensiven politischen Tiraden bloßgestellt sieht, und ihn deswegen zur Mäßigung aufgefordert haben soll, durchsetzte seine Predigten bereits mehrfach mit Aufrufen zu terroristischen Aktivitäten.

Erst am vergangenen Mittwoch hatte sich der umtriebige al-Arifi für Aufstände im Irak ausgesprochen, um wie er sagte, die Fesseln der Demütigung und Schande zu sprengen und durch einen irakischen Frühling den Stolz des jahrhundertelang den Islam führenden Kalifats zurück zu erlangen.


Der in Saudi-Arabien als Doktor des Glaubens promovierte Arifi (2), dessen Accounts bei Facebook, Twitter und Youtube mehrere Millionen Anhänger aufweisen, spielt damit auf die politische Agenda jihadistischer Gruppen in aller Welt an, die sich am Programm der verbotenen Hizb-ut-Tahrir (Befreiungspartei) orientieren und als der Al Kaida nahestehend eingestuft werden.

Nachtrag I: Auf Anfrage erklärte das SRF, die Meldung sei vorab verifiziert worden. Ihre inhaltliche Richtigkeit wird vom Schweizer Bundesamt bestätigt. Die deutsche Bundespolizei erklärte dazu, im Fall eines Einreiseverbots durch ein Mitglied des Schengener Abkommens (3) sei die Einreise in jedem Fall illegal. Das Berliner LKA erklärte, die hier dargestellten Sachverhalte zur Kenntnis genommen und überprüft zu haben, aber nicht einschreiten zu wollen. Das Bundesministerium des Inneren verwies auf die Zuständigkeit des Auswärtigen Amts, und dort verwies man auf eine Sicherheitsbeurteilung des Bundesministeriums des Inneren. Aus Berlin teilten Augenzeugen mit, Fahrzeuge mit Diplomatenkennzeichen vor der Al-Nur Moschee gesehen zu haben.

Nachtrag II: In Saudi-Arabien reagierte man mittlerweile auf die Kritik an Arifi, und erklärte ihn kurzerhand für verrückt. Mit Worten, so zitiert der von der Herrscherfamilie kontrollierte Sender Al-Arabiya einen Kommentar des Schwesterunternehmens MBC, sei der Irrsinn des Manns nicht zu beschreiben, der sich in eine psychiatrische Klinik begeben sollte, statt Fatwen zu formulieren (4).

1) Meldung des Schweizer Fernsehens SRF v. 13.12.12
2) Wikipedia: Muhammad al-Arifi (arabisch)
3) Wikipedia: Schengener Abkommen
4) Al-Arabiya: Arifi gehört in Psychiatrie

Montag, 24. Dezember 2012

Halfaja, ein syrisches Gleiwitz

Von einem der schwersten Angriffe seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien fabuliert das ZDF. Dutzende Tote bei Luftangriff, titelt die tagesschau der ARD auf ebenso schwacher Grundlage.

In Springers Welt findet sich die gewagte Behauptung, es handele sich um einen der tödlichsten Angriffe der syrischen Luftwaffe seit Beginn des Aufstands. Gemeinsam sind allen die genannten Quellen und erschreckende Opferzahlen. Die mit Fernmeldetechnik der EU ausgestattete Londoner Propagandaschmiede SOHR* gibt 60 Tote an. Andere nennen höhere Zahlen.

Von Luftwaffenangriffen auf eine größere Menschenmenge, die vor einer Bäckerei nach Brot angestanden habe, berichten alle namhaften Redaktionen, ohne zu ahnen, wie deutlich der Vorsatz erkennbar wird, mit dem sie jede journalistische Sorgfalt fahren lassen, um sich auf eine Inszenierung zu stützen, die der von ihnen seit inzwischen über 20 Monaten verfolgten Richtung entspricht.

Die Welt gibt an, von vielen Frauen und Kindern unter den Opfern zu wissen. Laut FAZ stammt diese Angabe von den sogenannten Koordinierungskommitees (LCC). Die NZZ spricht von einem verheerenden Luftangriff, N-TV titelt "Luftangriff auf Bäckerei", die Rheinische Post "Jagdbomber töten Wartende", der Focus hämmert gleich mehrere Berichte unter verschiedenen Titeln in die Welt.

Der für seine außergewöhnlich unseriöse Berichterstattung berüchtigte Tagesspiegel setzt die in London erfundene Anzahl der Opfer in seine Titelzeile, schwadroniert im Text über die damit verfolgten Absichten des "Regimes", und zeigt ungeniert ein verfälschend gekürztes Video, um die falschen Behauptungen ausreichend irreführend zu illustrieren. Betrachten wir die ungekürzte Version:



Zunächst fällt auf, daß von 60 oder mehr Toten nicht die Rede sein kann. Einige Leichen weisen Zeichen fortgeschrittener Verwesung auf. Der Umgang mit ihnen ist auffallend rabiat und niemand macht auch nur die geringsten Anstalten, ihren Tod festzustellen, bevor sie achtlos auf die Fahrzeuge geworfen werden. Einige der Toten sind unbekleidet. Es sind weder Frauen, noch Kinder zu sehen.


Auf dem Sims eines Fensters türmt sich Sand, der offenbar durch die Explosion in die Höhe gerissen wurde. Ein Aktivist legt ein frisches Brot, das er offenbar eigens zu diesem Zweck mit sich führt, in eine Blutlache, und nimmt es wieder an sich. Später wurden Fotos dieses Brotes verbreitet:


An der Gebäudewand sind Spuren zu erkennen, die vom Boden ausgehend auffächern. Betonblöcke liegen herum, deren Anzahl und Anordnung nicht zu erklären ist. Der Tagesspiegel behauptet, es handele sich um die Trümmer eines Gebäudes: "In einem Video, das Aufständische im Internet veröffentlichten, waren viele Leichen in den Trümmern eines Gebäudes zu sehen.".


Fazit: Aus den der Berichterstattung zugrundeliegenden Materialien ergibt sich auch ohne Zugang zum Ort des Geschehens durch Sichtprüfung, daß in Halfaja offenbar Leichen von Opfern der Rebellen zusammengetragen, und ein Sprengkörper unter einem Sandhaufen gezündet wurde, den man mit herbeigeschafften Betonblöcken umgab, um Folgen eines Luftangriffs zu inszenieren.

Aus dem Video ergibt sich, daß die Londoner Propagandaschmiede SOHR Opferzahlen verbreitet, die nicht dem Material entsprechen, aus dessen Analyse sie stammen sollen. Den Redaktionen ist vorzuwerfen, daß sie trotz Vorliegens prüfbarer Bild- und Tondokumente falsche Angaben verbreiten.

Sie alle bilden einen Chor, dessen vermeintliche Vielfalt die Einfalt kaum mehr kaschieren kann, mit der sich beteiligte Redakteure zum willigen Helfer bewaffneter Banden machen, die mit den Leichen der eigenen Opfer regelmäßig schlampig gefälschte Fotos und Videos inszenieren, um aus den eigenen Morden politisches Kapital zu schlagen. Die Masche ist allen Redakteuren bekannt.

Unter den eifrigen Nacherzählern darf natürlich der Spiegel nicht fehlen. Georg Mascolo lässt die schlecht gefälschte Story mit wilden Fantasien ergänzen, die sich um syrische C-Waffen drehen. Den bekannten Quellen dichtet der Spiegel wie gewohnt erfundene Namen an. Die Fortführung der Agenda des entlassenen Chefredakteurs Stefan Aust durch seinen Nachfolger Mascolo treibt nahezu täglich neue Blüten, die den Ruf des ehemaligen Nachrichtenmagazins kontinuierlich weiter schädigen.

* SOHR steht für Syrian Observatory Human Rights, der sogenannten syrischen Beobachtungsstelle f. Menschenrechte, und wird vom seit zwölf Jahren im Exil lebenden Syrer Osama Ali Suleiman in Coventry betrieben, der Meldungen eines von der EU ausgerüsteten Netzwerks zusammenfasst, bei dem es sich um das LCC (Lokale Koordinierungskommitees) handeln dürfte. Es wird vermutet, die Vernetzung dient der fernmeldetechnischen Unterstützung isoliert operierender bewaffneter Gruppen.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Westerwelle wirbt u. a. für Exekution Homosexueller

Die stillschweigende Billigung der angekündigten Ermordung einer entführten Journalistin stellt nicht den einzigen vom deutschen Außenminister zu verantwortenden Bruch mit politischen Traditionen der Bundesrepublik dar. Auch die Ermordung von Homosexuellen scheint neuerdings zum Freiheitsbegriff des deutschen Liberalen zu gehören. Aber zunächst zum beharrlichen Schweigen der deutschen Presse, deren extreme Selektivität zunehmend an das untergegangene Reich erinnert:

Am 9. Oktober wurde die ukrainische Journalistin Anhar Kochneva von syrischen Terroristen entführt. Zwei Monate vergingen, ohne dass die deutsche Presse den Fall beachtet hätte. Am 10. Dezember forderten die Entführer 50 Millionen Dollar und kündigten an, ihre Geisel zu enthaupten, wenn die geforderte Summe nicht bis zum Ablauf des 13. Dezember übergeben würde.


Anders als seine Amtsvorgänger, die in der Vergangenheit auf vergleichbare Fälle umgehend reagierten, ignorierte der deutsche Außenminister den Vorgang und wird dabei von der schweigenden deutschen Presse unterstützt. Beiden gemeinsam dürfte das Motiv sein, die eigene Parteinahme für syrische Terroristen nicht in schlechtem Licht erscheinen zu lassen.

Während auf Entführungen westeuropäischer oder amerikanischer Journalisten, wie im Fall des Briten John Cantlie und des Holländers Jeroen Oerlemans, umgehend reagiert wurde, und über die mit dem unter der Bezeichnung FSA bekanntgewordenen Dachverband syrischer Rebellengruppen in Kontakt stehende Türkei auf die Entführer Einfluss genommen und deren Freilassung durchgesetzt wurde, unterlassen europäische Außenminister im Fall der ukrainischen Journalistin jede Einflussnahme.

Stattdessen missbrauchen sie die von ihnen durchgesetzten Freilassungen, indem sie der von ihnen unterstützten Bürgerkriegspartei andichten (lassen), diese sei gegen die Entführer im Fall Cantlie/Oerlemans aus eigenem Antrieb vorgegangen, um die beiden entführten Journalisten zu befreien.

Nachdem Online-Aktivisten in Blogs und im Kommentarbereich der Online-Ausgaben wiederholt forderten, zum Fall der entführten Journalistin nicht länger zu schweigen, und dazu beizutragen, dass die bestehenden Kontakte genutzt werden, um ihre Freilassung durchzusetzen, was angesichts der Abhängigkeit der Aufständischen von westlicher Unterstützung ein leichtes sein dürfte, tischt die Redaktion des Spiegel inzwischen erneut das Märchen auf, diese stünden mit jenen Gruppen im Konflikt, die für Entführungen und Lösegelderpressungen verantwortlich sind.

Das aber geschieht weder zufällig noch aus Unkenntnis. Das gezielte Vorgehen gegen Journalisten ist eines der Markenzeichen jener in die FSA integrierter Extremisten, die als Jabhat Al-Nusra bekannt wurden, seit sie zu von ihnen ermordeten Journalisten Bekennerschreiben veröffentlichten und Todeslisten online stellten, in denen sie Steckbriefe syrischer Zivilisten zusammenfassen, die von ihnen verdächtigt werden, ihre Beobachtungen aus den Rebellengebieten an die syrischen Behörden weiterzugeben oder über Blogs und Facebook-Profile öffentlich zu machen.

Es ist den Redaktionen der deutschen Presse aus den von ihnen abonnierten Meldungen der internationalen Nachrichtenagenturen bekannt, dass die Jabhat Al-Nusra einen integrierten Teil der FSA darstellt, und sowohl vom auch in Deutschland vertretenen SNC als auch der sogenannten Nationalen Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte unter Ahmad Mouaz Al-Khatib Al-Hasani, einem Anhänger des ägyptischen Extremisten Yusuf al-Qaradawi, explizit vertreten wird.


Yusuf al-Qaradawi vertritt die Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle in Syrien, bezeichnet Alawiten und Schiiten als Häretiker, und bezieht seine extremistischen Standpunkte aus den Schriften Hassan al-Bannas, der als einer der Begründer einer besonders rückwärts gewandten Spielart des politischen Islam gilt. Das Foto zeigt den deutschen Außenminister neben Ahmad Mouaz Al-Khatib Al-Hasani und wurde unter der Überschrift, "Westerwelle wirbt für Anerkennung der syrischen Opposition", auf dem Online-Portal seiner Partei veröffentlicht.

Dass Al-Hasani für die Forderungen des TV-Predigers al-Qaradawi steht, den er als "unser großer Imam" bezeichnet, und damit u. a. die Exekution Homosexueller befürwortet, kümmert den deutschen Außenminister ebenso wenig wie dessen politischer Einsatz für die von den USA als Terror-Organisation eingestufte Jabhat al-Nusra und die kurz vor diesem Handschlag übermittelte Ankündigung der von Al-Hasani explizit vertretenen Terroristen, Anhar Kochneva zu enthaupten.

Der dringende Aufruf der Organisation Reporter ohne Grenzen verhallt weiterhin ungehört.

Reporter ohne Grenzen am 12.12.2012

Samstag, 15. Dezember 2012

Heulende Diven: Barrack Hussein Obama & Ted Bundy

"Die Tränen stehen Barack Obama in den Augen, als er am Freitagnachmittag (Ortszeit) vor die Kameras tritt" belügt der Spiegel (1) sein Publikum und konterkariert seine Führertreue durch eine tränenlose Nahaufnahme des Mannes, zu dessen erschreckend billigem Schauspiel der amerikanische Kommentator Alex Jones treffend bemerkte: "he makes Bill Clinton look honest".


Währenddessen überschwemmen verbitterte und enttäuschte Menschen in aller Welt das Web mit Karikaturen des Mannes, der seit seiner Amtsübernahme im Wochentakt Kinder ermorden lässt, und konfrontieren ihn so symbolisch mit der Verlogenheit einer Amtsführung, die von Rechtsbrüchen gekennzeichnet ist wie bei noch keinem seiner Vorgänger, und immerhin bis hin zur von Obama persönlich angeordneten Ermordung eines minderjährigen amerikanischen Staatsbürgers reicht, der aus keinem anderen Grunde - zusammen mit ihn zufällig umgebenden Kindern - am 14. Oktober 2011 umgebracht wurde (2), als dass bereits sein Vater zwei Wochen zuvor auf Befehl des selben Barrack Obama aufgrund eines von ihm betriebenen antiamerikanischen Blogs getötet wurde.

Der US-Präsident befürchtete offenbar, dass der Sechzehnjährige eines Tages versuchen könnte, die Ermordung seines Vaters zu rächen und so ließ er ihn kurzerhand vorsorglich umbringen. Der Großvater des ermordeten Jungen bemüht derzeit die Justiz, und so kommt das aktuelle Schulmassaker dem in die Kritik geratenen Präsidenten gelegen, um davon abzulenken, dass sein Kartenhaus aus zu Wahlkampfzwecken inszenierten Lügen um ihn herum zusammenbricht.

Von "überwältigendem Schmerz", von "tiefster Trauer" und einem "abscheulichen Verbrechen", so lesen wir im Spiegel, soll der für seine pathetischen Reden und sein krankhaftes Bemühen um gekünsteltes Charisma bekannte US-Präsident gesprochen haben, dessen Auftritte allzu oft eher an einen zu gekoksten Mafiosi an der Hotelbar erinnern als an einen verantwortlichen Staatsmann.

Es sind angesichts der politischen Realitäten ausgesprochen zynische Äußerungen eines Mannes, der seit über vier Jahren wöchentlich Tötungsbefehle zeichnet, rassistische Ausschreitungen gegen Schwarze in Nordafrika unterstützte, und sich in Syrien hinter Kräfte stellt, die durch das Enthaupten unbeteiligter Zivilisten und andere ungeheure Verbrechen von sich reden machen.

"Die Mehrheit derjenigen, die heute gestorben sind, waren Kinder, wunderschöne kleine Kinder im Alter zwischen fünf und zehn Jahren" zitiert der Spiegel den Präsidenten, und zeigt sich keineswegs von der auffallenden sprachlichen Verirrung irritiert, die an das letzte Interview mit dem Serienmörder Ted Bundy erinnert *, und auch nur einem Soziopathen einfallen kann, dem jede normale menschliche Regung fremd ist, sodass er Zuflucht bei einer obskuren Wertung sucht, um die ungerührte Haltung zu überdecken, derer ein derart würdeloses Schauspiel bedarf.

Das Schauspiel des um sich schlagenden Präsidenten, der nach dem Debakel von Bengasi nach dem bezeichnenderweise von George W. Bush übernommenen CIA-Chef Petraeus nunmehr mit Susan Rice auch seine Botschafterin bei der UN für seine wahlkampfbedingten Fehlentscheidungen und Falschaussagen politisch über die Klinge springen lässt, kann und wird nicht, wie von ihm erhofft, aus der Welt schaffen, dass der am 11. September in Libyen ums Leben gekommene Botschafter Chris Stevens vor dem Angriff auf das Anwesen, von dem aus die Kontakte zwischen libyschen Extremisten, amerikanischen Söldnern und der US-Regierung organisiert wurden, ausreichend begründete Warnungen und Hilferufe absetzte, die der US-Präsident ignorierte, um die Situation in Libyen als eigenen Erfolg ausgeben zu können, weswegen er das Sicherheitspersonal entgegen aller Warnungen reduzierte, und noch während der Kämpfe auf dem Anwesen für Hilfsaktionen bereitstehendes Personal zurückhalten ließ, wie ihm von Charles Woods, dem Vater des in Bengasi ums Leben gekommenen Wachmanns Tyrone Woods öffentlich vorgeworfen wird (3).

Die schauspielerischen Leistungen des Präsidenten werden ihm auch nicht ersparen, sich für die gezielte Ermordung des sechzehnjährigen US-Bürgers Abdulrahman al-Awlaki zu verantworten, wie dessen Großvater in einem Interview mit dem amerikanischen Sender CNN öffentlich forderte (4).

* Serienmörder Ted Bundy (5) im Gespräch mit James C. Dobson: "those beautiful children" (6).


Ted Bundy mordete ähnlich regelmäßig und abgebrüht wie der amtierende US-Präsident, der im Verdacht steht, sich mittels Live-Übertragung des Zielanflugs auf seinen Befehl von sogenannten Drohnen abgefeuerter Hellfire-Raketen spannende Unterhaltung zu verschaffen.

Bundy wurde am 24. Januar 1989 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Aufzeichnungen seiner öffentlichen Auftritte weisen erstaunliche Ähnlichkeit zu denen Barrack Hussein Obamas auf, dessen Körpersprache, Wortwahl, Gestik und Mimik derjenigen Bundys zum Verwechseln ähnlich sind.

1) Obamas Tränen, Obamas Wut von Johannes Korge
2) Wikipedia: Abdulrahman al-Awlaki
3) Youtube: Charles Woods über Bengasi
4) Youtube: CNN-Bericht zu Abdulrahman al-Awlaki
6) Wikipedia: Ted Bundy
5) Ted Bundy's final Interview

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Akçakale, Erdoğans Kriegsgrund unter der Lupe

Kurz nach 15:30 türkischer Zeit schlugen in Akçakale an der türkisch-syrischen Grenze Granaten ein, so berichtete das Wall Street Journal am vergangenen Mittwoch unter dem Titel "Türkei schlägt nach syrischer Bombardierung zurück" (1). Das türkische Fernsehen zeigte Filmaufnahmen aus einem Grenzdorf, in dem Granaten eingeschlagen sein und mehrere Zivilisten getötet haben sollen.

Der syrische Botschafter bei der UN gab eine Stellungnahme ab (2). Darin hieß es, Syrien wolle die Herkunft des Beschusses aufklären, respektiere die territoriale Souveränität seiner Nachbarn, und erkläre seine Solidarität und Betroffenheit Opfern und Angehörigen gegenüber. Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Beşir Atalay behauptete hingegen, die syrische Regierung hätte damit den Beschuß eingestanden und sich entschuldigt (3). Diverse Redaktionen übernahmen diese falsche Behauptung der türkischen Regierung, und rücken seither nicht mehr davon ab.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan ließ über sein Büro verbreiten, die türkischen Streitkräfte hätten "für diesen verwerflichen Angriff unmittelbare Vergeltung geübt, indem mittels Radar identifizierte Ziele bombardiert wurden". Syrischen Berichten zufolge sollen Ziele in der Provinz Idlib getroffen worden sein. Der von der Türkei indirekt eingestandene Einsatz von Artillerieaufklärungsradar im Grenzgebiet wirft die Frage auf, wie weit die Beteiligung des türkischen Militärs an den Kämpfen um Grenzübergänge geht, die für den Nachschub der Rebellen Bedeutung haben.

Recep Tayyip Erdoğan, der seit mehr als einem Jahr die Organisation eines Bürgerkriegs von türkischem Staatsgebiet aus ermöglicht und unterstützt, soll von "Provokationen durch das syrische Regime" gesprochen und erklärt haben, die Türkei bewege sich mit ihren Vergeltungsaktionen im Rahmen des Kriegsrechts und der internationalen Rechtsordnung, die allerdings weder ein Recht auf Vergeltung kennt, noch die mutwillige Bombardierung von Nachbarländern gestattet.

Auch am Donnerstag setzte das türkische Militär die Vergeltungsaktionen fort und bombardierte weitere Ziele in Syrien. Mehrere hochrangige Diplomaten erklärten, den militärischen Amoklauf des in den letzten Wochen innenpolitisch unter Druck geratenen Islamisten Erdoğan zu unterstützen, und drohten Syrien für den Fall einer Gegenwehr gegen die türkischen Angriffe mit Vergeltungsaktionen der NATO. Unter anderem erklärte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle, die Angriffe der Türkei auf Syrien zu unterstützen, und lobte sein eigenes Vorgehen als "solidarisch und besonnen".

Während türkische Streitkräfte ihre Angriffe auf Syrien fortsetzen, forderten mehrere Mitglieder des UN-Sicherheitsrats die Einstellung der Verletzung türkischen Hoheitsgebiets durch Syrien. Wie das folgende Foto aus einem aktuellen Bericht des ZDF zeigt, steht das dem türkischen Ort Akçakale gegenüberliegende syrische Grenzdorf Tell Abyad unter Kontrolle der mit der Türkei verbündeten FSA:


Die Meldungen werfen mehr Fragen auf als sie beantworten. Von Ain al-Arab, etwa 50 km westlich Tell Abyad, bis nach Qamischli, rund 200 km östlich davon, soll das gesamte Grenzgebiet unter kurdischer Kontrolle stehen. Die syrische Armee hätte sich aus diesem Streifen bereits vor den aktuellen Zwischenfällen zurückgezogen. Vor zwei Wochen wurde berichtet, die FSA habe den Grenzübergang erobert. Zwei Tage vor dem Granatenbeschuss hieß es, dort habe ein Gefecht zwischen der türkischen Armee und der PKK zugerechneten Kurden stattgefunden.

Auch am Freitag soll eine Granate auf türkischem Gebiet eingeschlagen und auf einem Feld in 50 Meter Entfernung von der Grenze in der Provinz Hatay detoniert sein, in der sich das Hauptquartier der FSA im Zeltlager Apaydin befinden soll. Zwar hatte die Führung der Rebellenarmee in einer nach Bekanntwerden dieses Standorts veröffentlichten Videobotschaft behauptet, sie hätten ihr Hauptquartier nach Syrien verlegt, doch steht zu vermuten, dass damit nur der tatsächliche Aufenhaltsort verschleiert und die türkische Regierung entlastet werden soll.

Die türkischen Streitkräfte nahmen diesen Unfall, zu dem Provinzgouverneur Celalettin Lekesiz in Hatay erklärte, er habe keinerlei Schaden verursacht (4), zum Anlass erneuter Angriffe auf das Nachbarland Syrien. Den Angaben des Gouverneurs zufolge liegt die nächste menschliche Behausung in Güveççi, etwa drei Kilometer vom Einschlagsort entfernt, wo sich einige hundert syrische Flüchtlinge in provisorischen Unterkünften aufhalten.

Die Redaktion der Welt dramatisiert unter dem ebenso spitzfindigen wie irreführenden Titel: "Türkei schießt nach Angriff aus Syrien zurück" (5) mit einer Entfernungsangabe von 100 Metern, dichtet der türkischen Regierung an, sich um Deeskalation zu bemühen, konstruiert aus der Formulierung einer Presseerklärung des UN-Sicherheitsrats (6) eine nicht existierende Feststellung der für den Vorfall in Akçakale Verantwortlichen, und verortet Olivenhaine im Wald um Güveççi.

Ähnlich abenteuerlich muten diese Videoaufnahmen des türkischen Fernsehens vom vergangenen Mittwoch an, mit denen die Erklärungen des türkischen Ministerpräsidenten illustriert wurden. Die Schattenlängen verschiedener Sequenzen weisen auf unterschiedliche Tageszeiten hin, eine zeigt sogar senkrechte Schatten, wie sie zu dieser Jahreszeit nicht mehr vorkommen:



Auffällig ist auch die hochpräzise Kameraführung, die mit überraschender Geschwindigkeit teils rechtwinklig zur Blickrichtung, teils sogar rückwärts laufend als gewichtiges Indiz für ein geübtes Aufnahmeteam vor Ort spricht. Von Sekunde 50-55 sieht man einen von mindestens zwei offenbar sehr geschickten Artisten mit geschulterter Kamera von rechts nach links durch das Bild laufen, wärend er mit dem linken Arm Regie-Anweisungen zu geben scheint.

Die Präsenz von mehr als einem derart geübten Kameramann, der bereits vor dem Erscheinen der Ambulanzen eine ebenso schwer erklärbare Gruppe Polizisten filmt, ist in einem abgelegenen Grenzdorf kaum zu erklären. Die professionelle Vorgehensweise verblüfft. Das Verhalten der Polizisten erinnert an Filmstatisten, deren Habitus und Gestik nicht mit der Situation korreliert.

Die Regierung Erdoğan hatte bereits vor Wochen angekündigt, keinesfalls hinzunehmen, dass die syrische Regierung den Kurden im syrisch-türkischen Grenzgebiet Autonomie einräume (7). Die Türkei intervenierte im Februar 2008 mit etwa 10.000 Soldaten im Nordirak. Mit Luftschlägen und Bodentruppen in Battalionsstärke reagierte die türkische Armee zuletzt im Oktober 2011 auf Angriffe kurdischer Milizionäre der PKK (8). In diesem Zusammenhang dürfte auch die Entscheidung des türkischen Parlaments stehen, eine militärische Intervention in Syrien zu ermöglichen.

Der schwelende kurdisch-türkische Bürgerkrieg forderte mit 45.000 Toten bisher rund eineinhalb mal so viele Opfer wie die Kämpfe in Syrien. Für die Kurden im syrisch-türkischen Grenzgebiet stellen die Drohungen Erdoğans vor diesem Hintergrund eine massive Gefährdung der eigenen Interessen dar. Eine Schwächung der syrischen Position durch einen Konflikt zwischen Syrien und der Türkei stärkt zwar ihre Forderung nach Autonomie, setzt sie aber auch dem Risiko türkischer Interventionen aus.

Mit Granatwerfern, über die jede Konfliktpartei verfügt, Ziele in der Türkei anzugreifen, liegt weder im kurdischen noch im syrischen Interesse, nützt aber einer Regierung, die vor diesen Ereignissen mit Interventionen drohte, für die sie einen Casus Belli benötigt, ohne den die damit einhergehende Verletzung der territorialen Souveränität Syriens international nicht durchgesetzt werden kann.

Militärische Interventionen liegen allerdings auch im Interesse der mit der türkischen Regierung verbündeten Dachorganisation syrischer Aufständischer namens FSA, deren Kräfte in Syrien aufgerieben werden, ohne die Regierung in Damaskus erkennbar schwächen zu können.

Damit fügen sich Erdoğans prophetische Ankündigen und die aktuellen Ereignisse, militärische Notlagen einer ausgezehrten Rebellen-Armee und internationales Interesse an Fehlschüssen, Ballett-Einlagen türkischer Kameraleute und wundersame Radarortungen zu einem Gesamtbild, das keine Fragen mehr offen läßt, und nur mit politischem Eigenwillen anders zu interpretieren ist.


1) http://online.wsj.com/article/SB10000872396390443768804578034372539783626.html
2) http://www.presstv.ir/detail/2012/10/03/264826/syria-probing-shelling-of-turkish-town/
3) http://www.haaretz.com/news/middle-east/syria-apologized-via-un-for-mortar-strike-says-turkey-1.468217
4) http://www.haberler.com/suriye-deki-olaylar-2-3994357-haberi/
5) http://www.welt.de/politik/ausland/article109661036/Tuerkei-schiesst-nach-Angriff-aus-Syrien-zurueck.html
6) http://www.un.org/News/Press/docs/2012/sc10783.doc.htm
7) http://www.sueddeutsche.de/politik/buergerkrieg-in-syrien-erdogan-droht-mit-militaeraktion-auf-syrischem-gebiet-1.1423473
8) http://www.fr-online.de/politik/kurdengebiete-tuerkische-truppen-marschieren-im-nordirak-ein,1472596,11028038.html